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Empfehlungen

Lisa Nicol,

Vincent und das großartigste Hotel der Welt

dtv, 2023, € 13

 

Dieser magische, fantasievolle Abenteuerroman entführt uns in ein Hotel, das allen Gästen die geheimsten Wünsche erfüllt. Und wer sonst außer dem pfiffigen Mädchen Florence leitet das Hoel in Awesenheit der Eltern. In Vincent, der als Schuhputzer im Hotel arbeitet, findet sie einen Freund, der sie tatkräftig unterstützt. Als dieser aber das Spiegel-der-Zukunft-Zimmer verbotenerweise betritt, kommt so manches in Wanken...der Mix aus Abenteuer, Magie und echter Freundschaft ist beste Unterhaltung für Kinder ab 8

Melinda Lo,

Last night at the telegraph club

dtv, 2023, € 19

 

Diese Liebesgeschichte spielt in den 50er Jahren in der USA der McCarthy Ära. Lily ist in Chinatown geboren, wo sich die zweite Generation der nach Amerika eingewanderten Chinesen betont amerikanisch gibt, um nicht in den Kommunismus Verdacht zu geraten. Lily ist naturwissenschaftlich begabt, sie interessiert sich besonders für die Raumfahrt. Bei einem Projekt lernt sie Kathleen kennen und freundet sich mit ihr an. Diese zeigt und eröffnet ihr bei Besuchen in der lesbischen Bar Telegraph Club eine ganz andere Welt, jenseits von China Town.

Malona Lo hat für  hat für ihren gründlich recherchierten Roman den National Book Award erhalten. Sie macht die Restriktionen der McCarthy Ära und das chinesische wie queere Leben in jener Zeit lebendig: von der ersten Liebe bis zur Entdeckung und Verbannung, die Lily nach ihrem Coming out auch von der eigenen Familie erfährt. Ein informativer und dabei kurzweiliger Unterhaltungsroman für Jugendliche, junge Erwachsene und Leserinnen jeden Alters -  lesenswert!

 

Besser allein als in schlechter Gesellschaft

Adriana Altaras

Kiepenheuer & Witsch, 2023, € 22

 

 

Pippa Curnick,

Indigo Wild - Gib dem Monster keine Schokolade,

dtv, 2023, € 13

 

Sehr verrückt, schräg und aufregend!  Das Haus im Geleebohnenweg mit den 16 Schornsteinen und der bunten Fassade beherbergt magische Kreaturen aller Art. Denn die Eltern von Indigo und Quick sind Monsterforscher, reisen um die Welt und bringen ihre Entdeckungen mit nach Hause. Per Post kommt eines Tages ein neues Monster und stiftet ziemliches Chaos. Ein optisches und erzählendes Vergnügen für Monsterfreunde ab 8 Jahre und vorlesende Erwachsene.

Josephine Tey, Der letzte Zug nach Schottland

Oktopus Verlag, 2023, € 23

 

Befragt von welcher Kriminalschriftstellerin sie gerne nochmal ein neues Buch lesen wollten, antwortete die Mehrheit der zeitgenössischen Kollegen weder Agatha Christie, noch Arthur Conan Doyle, sondern Josephine Tey, eine schottische Schriftstellerin, die nur eine handvoll Krimis rund um ihren Inspector Alan Grant von Scotland Yard hinterlassen hat. Diese bestechen nicht nur durch ihre spannende Handlung, sondern auch mit britischen Humor und einen gewitzen, wenn auch verletzlichen Protagonisten. Im letzten Zug nach Schottland sitz er um Freunde zu besuchen und sich beim Fischen zu erholen. Doch dann wacht sein Abteilnachbar morgens nicht mehr auf und trotzdem er sich seiner Gesundheit willen von Aufregung fern halten soll, will's das Schicksal anders. Spannung und Atmosphäre vom Feinsten. 

Isaac Blum,

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen,

Beltz&Gelberg, 2023, € 15

 

Hoodie wächst in einer streng jüdisch-orthodox lebenden Familie auf. Es gibt viele Regeln, an die sich jede in der Gemeinschaft unbedingt zu halten hat - ein absolutes Tabu sind z.B. Freundschaften mit Leuten außerhalb der religiösen Gemeinde. Das bringt Hoodie zum Nachdenken und Umdenken, nachdem er das  das Mädchen Anna-Marie kennenlernt. Sie unterstützt ihn nicht nur bei der der Entfernung von antisemitischen Schmierereien, er lernt durch sie auch eine für ihn völlig fremde Welt kennen. Hoodie ist ein durchaus cooler und witziger Typ, sodaß sich durch die Begegnung zweier so unterschiedlicher Welten viele komische Momente ergeben. Das macht dieses Buch ums Jungsein und der Suche nach dem eigenen Weg zu einem wirklich unterhaltsamen Jugendroman. Der Teenager-Alltag,   Auseinandersetzung mit den streng religiösen Eltern und erste Verliebtheit und die ernsten und Themen der allgegenwärtigen antisemitischen Anfeindungen halten sich dabei die Waage. Unbedingt lesenswert für Jugendliche ab 14.

Jörg Thadeusz, Steinhammer

Kiepenheuer & Witsch, 2023, € 23

 

Edgar wächst mit seiner Mutter und seinem Onkel im Nachkriegs-Düsseldorf der 50er Jahre auf, aber nicht auf der Königsallee, sondern auf der anderen Seite der Gleise, in Steinhammer eben. Das Viertel ist geprägt von Armut, aber auch von Zusammenhalt und Hoffnung auf ein besseres Leben. Zusammen mit seiner Jugendliebe Nelly und seinem besten Freund Jürgen sucht Edgar den Ausweg aus dieser Enge; dabei kommt ihm sein Talent zugute: er kann malen.

Jörg Thadeusz erzählt hier die Lebensgeschichte seines Onkels, der später Meisterschüler von Beuys und Professor in Düsseldorf wurde. Vor allem aber erzählt er liebe- und gefühlvoll von der Nachkreigszeit und einer großen Liebe.

Steve McCurry, Devotion,

Prestel Verlag, 2023, € 49

 

Hier trifft der der Spruch "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" den Nagel auf den Kopf. Der Fotograph Steve McCurry hat über Jahre Menschen aus verschiedensten Ländern und Kulturkreisen fotographiert, die sich einer Sache mit Hingabe widmen - Devotion - "wir sind dazu geboren inspiriert zu sein, inspiriert unsere ganze Menschlichkeit im vollen Umfang zu entfalten". Ein fantastischer Bildband, der entschleunigt und den man immer wieder gerne zur Hand nimmt.

 

Katharina von der Gathen,

Radieschen von unten

Klett Kinderbuch, 2023, € 22

 

Das bunten Buch über den Tod für neugierige Kinder.

In diesem besonderem Sachbuch für Kinder über den Tod werden Antworten zu Trauer, Wut und Gedenken mit Fragen nach Ritualen in verschiedenen Religionen und Kulturen und Witzen zum „Kaputtlachen“ gemischt. " Ein Buch über den Tod ist immer auch ein Buch über das Leben", schreiben Katharina von Gathen und Anke Kuhl schon in ihrem Vorwort. Ein  Glossar mit Worterklärungen von Aussegnungshalle bis Totenstarre ist eine hilfreiche Ergänzung.  Das „bunte Buch über den Tod für neugierige Kinder“ liest sich unverblümt, lebensnah, super spannend und ist ganz nebenbei Mut machend und umfassend informativ.

Ia Genberg, Die Details

Rowohlt Verlag, 2023, € 22

Kein Liebesroman, und dann doch wieder sehr: Die Stockholmer Autorin, Journalistin und Krankenschwester schreibt über vier Beziehungen, die für sie so prägend wie schmerzlich waren. Da ist eine queere, innige Lovestory, die von einem Tag auf den anderen abbricht. Ein geliebter Mann, den sie nicht halten kann. Auch eine völlig durchgeknallte Freundin spielt eine tragende Rolle. Und ihre Mutter, ein fragiles, bedürftiges Wesen, das die Jugend der Tochter beschlagnahmt. Genberg, Jahrgang 1967, findet für unsere Sehnsucht nach Nähe und Verbundenheit völlig neue Worte, cool, weise und feinstofflich. Die vier Geschichten lesen sich wie ein dichter Roman über unseren lifelong struggle, herzenstechnisch irgendwie nach Hause zu kommen. Oder wie eine Anleitung dazu, wie wir mit den Menschen um uns herum, so komisch und abstrus sie agieren, halbwegs anständig zurechtkommen. Ein Buch, das einem Haltung und Großzügigkeit verleiht!

Anja Reumschüssel,

Über den Dächern von Jerusalem,

Carlsen Verlag,2023, € 16

 

Ein sehr beeindruckendes Buch für Jugendliche ab 14, das den Konflikt im Westjordanland anhand zweier persönlicher Geschichten, die  zu unterschiedlichen Zeiten spielen,  anschaulich beschreibt und erklärt. Wir begegnen Tessa und Mo zur Zeit der Staatsgründung Israels 1947/1948 und Karim und Anat in der Heute-Zeit im Westjordanland.

Während die Geschichte von Tessa und Mo die schwierige Anfangssituation der Staatgründung Israels erzählt, wird in Anat und Karims Begegnung die Entwicklung und Verhärtung der Fronten nach fast 75 Jahren beleuchtet. Die beiden lernen sich zufällig kennen, als Anat ihren  Wehrdienst im Westjordanland ableistet. Karim ist dort im Flüchtlingscamp geboren und aufgewachsen. Absolut überzeugend und glaubwürdig werden hier die unterschiedlichen Prägungen und kulturellen Hintergründe aus Anats und Karims Leben erzählt. Die alltäglichen Beeinträchtigungen in Karims Leben, der sich nicht frei bewegen kann, und das Leben von Anat, die damit lebt, dass sie und ihr Volk über Generationen hinweg nirgendwo erwünscht sind.

 

Dieses Buch macht es einem nicht leicht. Man kann jede Partei irgendwie verstehen und zugleich auch nicht, man verurteilt die Gewalt und sieht sie dennoch auf beiden Seiten. Und doch begegnen sich hier vor allem zwei Menschen, die sich mögen und schätzen lernen und die aufeinander zugehen. Und schließlich finden sie etwas heraus, das sie über alle Konflikte hinaus miteinander verbindet. Sehr aktuell  und dabei kurzweilig zu lesen.

 

Naoise MacSweeney, Der Westen

Propyläen Verlag, 2023, € 34

 

Nein, Geschichte wurde nicht nur von vorgeblich hochtalentierten, weißen Männern gemacht. Hätten sie vielleicht gerne so gehabt. Und sie lief auch nicht nach dem schnittigen Schema Antike-Renaissance-Moderne-USA und alles-immer-glanzvoll-in-Europa ab. Die britische Archäologin Naoise MacSweeney, die ganz passend irisch-chinesische Wurzeln hat, legt hier einen sensationell recherchierten Pageturner hin, der aufdeckt: Ist alles ganz anders gewesen. Ein ewiges Hin und Her, null stringent, und nee, es ging nicht schnurstracks von Platon zu NATO. Sweeney beginnt mit Herodot, der ein trauriger Flüchtling war und von Italien aus immer sehnsüchtig nach Athen schielte, aus dem er vertrieben worden war. Sie schreibt davon, warum Aristoleles ein astreiner Rassist war, wie im Gegenzug eine mächtige römische Matriachin eine Weile die Geschicke lenkte und wie es einem Sklavenmädchen in Amerika möglich war Geschichte zu schreiben. Was man damals für nicht möglich und extrem shocking hielt. Ein großes Buch, das einem oft den Atem verschlägt. Aus Fassungslosigkeit über solange gefälschte Fakten. Aber auch in Sachen, tja, westliche Ahnungslosigkeit.

Alex Schulmann, Endstation Malma

dtv Verlag, 2023, € 24

 

Eine harte, packende, genial komponierte Familiengeschichte. Eigentlich geht es nur um Vater, Mutter, Kind. Alles ziemlich kaputt und disfunktional. Aber Alex Schulman, hochsymphatischer, schwedischer Superstar der freigelegten Emotionen, schafft es, daraus eine zutiefst poetische Versuchsanordnung zu machen. Welche kleinen Gesten es brauchen würde, um unseren Kindern wirkliche Geborgenheit, einen Tick Halt zu geben. Aber auch, wie Versehrtheit weitergereicht wird. Eine intensive Lektüre, wichtig, aufwühlend und in ungewöhnlichem Flow geschrieben.

 

Robert Seethaler, Das Cafe ohne Namen

Claassen Verlag, 2023, € 24

 

Wien in den 60er Jahren ist noch vom Krieg gezeichnet, aber auch vom Aufbruch erfasst. Selbst die kleinen Leute spüren das, so auch rund um den Karmelitermarkt, auf dem Robert als Gelegenheitsarbeiter aushilft. Als das heruntergekommene Cafe einen neuen Pächter sucht, nimmt er die Chance wahr. Zwar ändert sich nicht viel an der Schäbigkeit der Gastwirtschaft, aber sie wird zum Treffpunkt und zuhause der kleinen Leute aus der Nachbarschaft. Und so sieht man ihnen mit Freude und Anteilnahme zu, wie sie scheitern, aber sich immer wieder aufrappeln und wie sich so langsam doch etwas zu ändern beginnt. Ein Seethaler vom Feinsten.

Cecile Loetz, Jakob Müller

Mein größtes Rätsel bin ich,

Hanser Verlag, 2023, € 25

Ja, wissen wir, die Psychoanalyse ist heute in den Augen vieler nicht mehr Mittel der Wahl, wenn wir tief durchhängen. Ihr haftet etwas Antiquiertes, der Vorwurf des egozentrischen Um-sich-selbst-Kreiselns an. Umso überraschender liest sich dieses Buch, in dem die beiden jungen Psychoanalytiker:innen vier ihrer bewegendsten Fälle beschreiben. Alles zudeckende Depression, kindlicher Schmerz, studentische Prokrastination und eine ziemlich üble Form von Narzissmus – daran beißen sich die beiden mit enormer Empathie und akribischer Behutsamkeit fast die Zähne aus. Wie es zum Lösen von ziemlich hartnäckigen bis krassen Knoten kommt, liest sich enorm heilsam für jeden, der weiß – was für ein strauchelndes und kämpfendes Ding unsere Psyche im Jetzt ist. Spannend und wunderbar geschrieben ist das Buch auch noch.

Herbert Clyde Lewis, Gentleman über Bord,

Mare Verlag, 2023, € 28

 

Ein New Yorker Gentleman gerät in eine Krise, die er selbst nicht ganz versteht. Er weiß nur, er muss raus aus seinem Alltag. Eine Schiffreise bringt ihm Abwechslung und ein wenig Abstand. Doch dann rutscht er eines Morgens aus und geht über Bord.

Diese wunderbare Geschichte des amerikanischen Autors und Journalisten Herbert Clyde Lewis ist eine Wiederentdeckung aus den 30er Jahren und geht unter die Haut - im guten Sinne. Was denkt ein Mensch in so einer Situation, welche Hoffnungen macht er sich und wie sieht er, auf dem Ozean teibend, sein Leben, dass ihm noch vor Kurzem so überdrüssig war. Aber keine Angst, dieses Buch zieht einen nicht runter, es ist vielmehr eine genaue Betrachtung des Innenlebens unseres Gentlemans und bei aller Tragik, auch wahnsinnig komisch - man fiebert bis zuletzt mit ihm mit und folgt seinen Gedankengängen und Erkenntissen mit Spannung.

Dirk Schürmer, Die schwarze Rose,

btb, 2023, € 16

 

Als Ketzer denunziert muss sich 1328 der berühmte deutsche Prediger Eckhart von Hocheim am Hof des Papstes in Avignon der Inquisition stellen. Begleitet von seinem Novizen Wittekind wird Meister Eckhart Zeuge eines blutigen Raubüberfalls. Als sie selbst wenig später angeriffen werden, ahnen beide, dass da mehr dahintersteckt. Wittekind setzt sich auf die Spur und gerät in einen riesigen Finanzbetrug im Schatten des Papstpalastes. Auch der geheimnisvolle Franziskaner William von Baskerville ist den Tätern auf der Spur. Dirk Schürmers packender historischer Roman folgt Umberto Eccos Der Name der Rose und nimmt uns mit in das finstere mittelalterliche Avignon, das zwar durch die Anwesenheit des Papstes glänzt, in der aber nur ein Gott angebetet wird: Gold

Alice Winn, Durch das große Feuer

Eisele Verlag, 2023, € 24

 

Noch scheint für die Eliteschüler eines Internats in England der 1. Weltkrieg weit entfernt und doch reißt er erste Lücken in die Reihen ihrer Ehemaligen. Für Gaunt ist es besonders brisant, ist er doch halber Deutscher. Doch momentan ist er mehr damit beschäftigt seine heimliche Liebe zu Elly, seinem Mitschüler und besten Freund, zu verbergen. Was auf reinen Jungsinternaten Gang und Gebe scheint, sich sexuell auszuprobieren, ist auf emotionaler Ebene schwer verpönt. Schon bald holt die Realität des Krieges sie ein, freiwillig gemeldet oder durch das Überreichen einer weißen Feder dazu genötigt, finden sich viele von ihnen in den Schüztengräben wieder. Seit Im Westen nichts Neues das eindringlichste Buch über den 1. Weltkreig und eine sehr berührende Liebesgeschichte.

Lincoln Highway, Amor Towles

Hanser Verlag, 2022, € 26

 

Im Juni 1954 wird der achtzehnjährige Emmett vorzeitig aus dem Jugendgefängnis entlassen, sein Vater ist gestorben und er muss sich um seinen kleinen Bruder Billy kümmern. Sie palnen einen Neuanfang in Californien, wo sie ihre verschwundene Mutter vermuten und dahin soll sie der 48er Studebaker auf dem Lincoln Highway bringen. Doch dann tauchen zwei Freunde aus dem Gefängnis auf und die haben andere Ziele. So beginnt eine Reise mit aberwitzigen und unglaublichen Begegnungen - Clowns, Landstreicher, arbeitslose Schauspieler, Bettler und gefährliche Pastoren. Lincoln Highway erzählt die ergreifende Odyssee von vier vaterlosen Jungen entlang der ersten Autobahn Amerikas. "Eine ausgelassene Road Novel quer durch Amerika." Times

Der betrunkene Berg, Heinrich Steinfest

Piper Verlag, 2022, € 22

 

Eine Buchhandlung hoch auf einem Berg mit ausschließlich Bücher über Berge im Sortiment - so will es die Besitzerin Katharine Kirchner, die in ihrer Buchhandlung lebt. November und Dezember ist sie alleine auf dem Berg, die benachbarte Alpenvereinshütte und ihr Laden sind geschlossen. Auf ihrem täglichen Gang auf den Gipfel stößt sie eines morgens auf einen schlafenden Mann im Schnee, der weder weiß wie er dahin kam, noch wer er ist. Sie nimmt der Fremden bei sich auf, sie lesen gemeinsam, er bekocht sie und Stück für Stück füllen sich seine Lücken. Dann stoßen noch eine Krähe mit gebrochenem Flügel und eine Lawinenforscherin zu der seltsamen WG und für alle dreht sich das Leben und die Ansichten. Eine wunderbar unterhaltsamer, wie gehaltvoller Roman.

Andrej Kurkow, Samson und Nadjeschda,

Diogenes Verlag, 2022, 24 €

 

Dem jungen Samson wird bei einem Kosakensturm ein Ohr abgesäbelt, seinem Vater gleich der Schädel gespalten. Es ist das Jahr 1919, bald nach dem Überfall plündern Rotarmisten die Stadt Kiew. Der versehrte Samson, nun Vollwaise, kennt sich mit Überleben nicht so gut aus. Eine Witwe im Hinterhaus greift ihm unter die Arme und angelt ihm zwecks Selbstverteidigung eine Frau – Nadjeschda: „Haare auf den Zähnen, weich wie Butter und hart wie Gusseisen.“ Und dann hat Samson ja noch sein Ohr, das er in einer kleinen Schachtel aufbewahrt: Mystischer Weise lässt es ihn geheime Dinge hören. Und bald kann die Kiewer Polizei ihn für ungeklärte Fälle äußerst gut brauchen. Der große ukrainische Autor hat einen Schelmenroman von alter russischer Melancholie hin gefedert, der auch love & crime kann. 

Alex Schulman, Verbrenn all meine Briefe,

dtv, 2022, 23 €

 

Schweden in den 30er Jahren. Sven und Karin Stolpe sind ein glamouröses Paar, er Schriftsteller, sie Übersetzerin. Anfangs macht es ihr Freude, an der Seite des beeindruckenden Mannes zu stehen. Bald zeigt sich, er ist ein hoch manipulativer Tyrann. Auf einer Schriftsteller-Tagung verliebt sich die 25Jährige dann unsterblich in einen anderen. Und während ihr Mann selbstgerecht in die Tasten seiner Schreibmaschine hackt, zieht es seine Frau in den Abgrund einer gefährlichen Affäre. Fast hundert Jahre später stößt der Enkel des Paares auf die dramatischen Geheimnisse, die auf die ganze Familie düstere Schatten werfen. Alex Schulman, von dem letztes Jahr die aufregende autobiografische Jugend-Erzählung „Die Überlebenden“ (unbedingt auch lesen!) erschien, hat mit der Geschichte über seine Großeltern ein grandioses Drama um Liebe und Hass, Misogynie und Befreiung recherchiert. Nimmt einem den Atem!

 

Karen Duve, Sisi,

Galiani, 2022, 26 €

 

Was für ein so cooles, aufregendes Buch über eine historische Figur, deren Leben viele heute nur als kitschige Schmonzette kennen – Kaiserin Sisi. Karen Duve, einer der großartigsten Schriftstellerin des Landes, hat lange in den Archiven gegraben – es gibt interessanter Weise keinen Menschen in der Geschichte, über den Zeitgenossen so viel geschrieben haben wie über die sagenumwobene Elisabeth. Und das Resultat ist eine Wucht – ein rasantes Anti-Märchen über eine Frau, die unfassbar schön gewesen muss und nun ihre Anmut schwinden sieht, die eine halsbrecherische Reiterin war und sich ohne Rücksicht auf Verluste in einen unerschrockenen britischen Pferdesportler verknallt. Die immer wieder der eiskalten Etikette am Wiener Hofe zu entkommen versucht, aber auch selber vor unguter Intrige nicht zurückschreckt. Eine schillernde, extrem unterhaltsame Lektüre!

 

Woo-Kyoung Ahn, Klar denken

Rowohlt, 2022, €22

 

Endlich den eigenen Denkfehlern auf die Schliche kommen – mit diesem brillanten und toll erklärenden Buch. Die Vorlesungen von Woo-Kyoung Ahn, Professorin in Yale, platzen immer aus allen Nähten – weil alle unbedingt hören wollen, was sie zu sagen hat. Und weil keine so toll erklären kann, wie man in Zukunft klügere Entscheidungen trifft. Schon nach dem ersten Kapitel hat man verstanden, wieso man selber eben auch unter Wahrnehmungsverzerrung leidet (nicht nur die anderen!) und wie man in Zukunft Selbstüberschätzung und anderen Quatsch vermeidet. Mit diesem Buch startet man äußerst weise in das Jahr 2023!

 

 

 

Nigel Slater, A Cooks Book
Dumont Verlag, 2022, € 42
 
Der Autor und Koch Nigel Slater ist der berühmteste Rezepte-Erfinder Großbritanniens. Sein Geheimnis: Er beherrscht die Kunst des comfort food perfekt. Er weiß: Essen muss beglücken, trösten, nach Hause holen. Seine Rezepte sind nie zu kompliziert, obwohl er nicht müde wird, Zutaten immer aufregend neu zu kombinieren. Und er kann wunderbar darüber schreiben, wie Speisen die Seele wärmen – wie zum Beispiel schon ein simpler Toast mit zerlassener Butter. Jetzt hat er seine besten Ideen und Gedanken zum guten Essen noch einmal in dem mega appetitlichen Kompendium A Cook’s Book neu zusammengestellt. Kostprobe: Kartoffelpuffer mit Fontina und Kräutern. Slater kocht sehr viel mit saisonalem Gemüse, ist aber kein Dogmatiker: Bei ihm kommt alles auf den Tisch, was fair entstanden ist und von bester Qualität. Ein Werk, das in keiner leidenschaftlichen Küche fehlen darf. Man könnte sagen: Ein Roman von einem Kochbuch. Mmmmhhh!!!

Timo Feldhaus, Mary Shelleys Zimmer

Rowolt Verlag, 2022, € 26

Ein Vulkanausbruch im fernen Indonesien verändert 1816/17 das Klima in Europa drastisch; es wird der Sommer ohne Sonne, in dem sich Goethe der Wolkenwissenschaft zuwendet, Caspar David Friedrich seine blutorangen Sonnenuntergänge malt und Mary Shelley  mit ihrem Mann Percy vor Schulden und schlechtem Wetter zu Lord Byron, dem ersten Rockstar der Literatur, nach Genf flieht. In dieser explosiven Wohngemeinschaft dreier expressiver Charaktere, sensationslüstern beäugt von der Gesellschaft, findet Mary zwischen den beiden, in Hass und Liebe zugeneigten Männern, ihre eigene Geschichte: Frankenstein. Wie der Autor zwischen revolutionären deutschen Jungspunden, einem abgeklärten Goethe, einem desillusionierten Napoleon auf St. Helena hin und her springt ist ebenso unterhaltsam wie informativ.Ameli Bischoff
 

Bonnie Garmus, Eine Frage der Chemie

Piper Verlag, 2022, € 22

 

In diesem Erstling einer Ü 60 Autorin stimmt wirklich alles, die Geschichte, die Thematik, die Konsequenz und die Sprache. Ist es heute mitunter noch schwer in naturwissenschaftlichen Fächern als Frau zu reüssieren, so war es in den 50er Jahren in den USA fast unmöglich. Dies muss auch die junge Chemikerin Elizabeth Zott erfahren, die von ihrem Doktorvater missbraucht, im Unternehmen nur für niedere Handreichungen eingesetzt wird, deren Ergebnisse geklaut und als die eigenen ausgegeben werden und das weil sie einfach besser ist. Nur ihr neuer Kollege, selbst mehr als eigenwillig, sieht ihr Potential, fördert sie, verliebt sich und zieht mit ihr zusammen. Als er bei einem Unfall ums Leben kommt, ist sie mit ihrer unehelichen Tochter ganz auf sich gestellt – im Amerika der 50er! Und dann beginnt ihre zweite Karriere als Fernsehköchin mit Ernst und Leidenschaft, für die Salz immer Natriumchlorid bleibt und die den Frauen Mut macht. Ich schließe mich gerne Elke Heidenreich Einschätzung an: "Lange habe ich nicht ein so unterhaltendes, witziges und kluges Buch gelesen." Ameli Bischoff

Ewald Arenz, Der große Sommer

Dumont Verlag, € 12

 

Eigentlich wollte Frieder wie jedes Jahr mit seiner Familie in den Urlaub nach Frankreich; stattdessen muss er bei seinem strengen Großvater bleiben um auf die Nachprüfung zu büffeln; keine schönen Aussichten für die Sommerferien, aber dann wird es der Sommer seines Lebens, der ihn für alle Zeit prägen wird. Liebe- und humorvoll geschrieben, mit Lebensweisheiten gespickt, die man sich gerne merkt, eine zu Herzen gehende coming-of-age Geschichte und perfekte Sommerlektüre. Ameli Bischoff

Wolf Haas, Müll,

Hoffmann und Campe, 24€

 

Ob du es glaubst oder nicht: Acht Jahre hat's gedauert, bis nach dem achten Brenner der neunte Brenner erschienen ist. Wo der Brenner jetzt arbeitet, siehst du am Cover. Um was es geht, siehst du, wenn du den Schutzumschlag wegmachst. Nur soviel: In Österreich gilt bei der Organentnahme die Widerspruchsregelung. In Deutschland die Zustimmungsregelung. Und was gilt, wenn der deutsche Motorradfahrer auf der österreichischen Autobahn verunglückt? Da tun sich Interpretationsspielräume auf. Mit anderen Worten: Hurra! Fans der Kriminalromane von Wolf Haas (wie ich) müssen nicht länger darben. Endlich sind sie wieder da, der kauzige Ex-Kommissar Brenner und der unverwechselbare Haas-Sound!               Michaela Kube

Stine Pilgaard, Meter pro Sekunde,

Kanon Verlag, 2022, 23€

 

Weil ihr Lebensgefährte dort eine Anstellung als Lehrer bekommen hat, wird eine junge Kopenhagener Journalistin an die Westküste Jütlands verpflanzt, wo das Klima rauh und die Menschen wortkarg sind...

Um noch einen anderen Lebensinhalt zu haben als Care-Arbeit für die Familie(die beiden haben einen kleinen Sohn), verdingt sie sich als Kummerkasten-Tante beim lokalen Dorfanzeiger.

Allein wegen der recht eigenwilligen Ratschläge, die sie den problembehafteten Zeitungslesern erteilt, lohnt es sich, dieses Buch zu lesen. Aber auch, wie sie langsam lernt, mit den knorrigen Westjütländern zurecht zu kommen, wie sie nach der 60. Fahrstunde immer noch fest daran glaubt, irgendwann die Führerscheinprüfung zu bestehen, wie sie es schafft, nicht durchzudrehen zwischen Windeln, kindbedingtem Schlafmangel und in ihren Mann verknallten Schülerinnen, all das ist mit so viel Humor und Lebensklugheit beschrieben, dass ich tatsächlich sagen muss: „Meter pro Sekunde“ gehört zum Herzerwärmendsten, das ich in letzter Zeit gelesen habe!  Michaela Kube

Monika Helfer: Löwenherz

Hanser Verlag, 2022, 20 €

 

In ihrem dritten Buch über ihre Vorarlberger Familie erinnert Monika Helfer an ihren Bruder Richard, der getrennt von ihr und ihrer Schwester aufwuchs. Richard ist ein Sonderling, Schriftsetzer von Beruf, der ohne Verantwortung in den Tag lebt. Als die hochschwangere Kitti ihm das Leben rettet, macht sie ihn flugs zum Ersatzvater ihrer Tochter, zumindest wann immer es ihr passt. Daraus entsteht eine besondere und berührende Vater-Kind Geschichte, die die Autorin in ihrer wunderbar fabuliernden Weise schildert. Die unfreiwillige Vaterrolle gibt ihrem Bruder neuen Halt, zumindest für eine Zeit. Ein inniges Portrait, eine Geschichte über Fürsorge, Schuldgefühle und Familienbande.

Ameli Bischoff

 

Yasmina Reza: Serge

Hanser Verlag, 2022, € 22

 

Die Geschwister Popper, das sind: Serge, verkrachtes Genie und Frauenheld, Jean, der Vermittler und Ich-Erzähler, und Nana, die verwöhnte Jüngste mit dem unpassenden spanischen Mann. Eine typisch jüdische Familie, die nach dem Tod der Mutter nicht mehr viel miteinander am Hut hat. Das ändert sich, als Serges Tochter Joséphine einen Besuch in Auschwitz vorschlägt, um der verschwiegenen Familiengeschichte nachzuspüren.

 

Was folgt ist eine Reise, bei der im Rahmen touristischer Besichtigungen, die Temperamente aufeinanderprallen. Was den Roman so berührend wie unterhaltsam macht, ist die wunderbare Balance zwischen Komik und Tragik, Banalem und Bedeutungsschwerem, wobei Reza trotz mitunter boshafter Komik ihre Figuren nie beschädigt und dem Thama durchaus gerecht wird. Ameli Bischoff

 

Ilja Leonard Pfeijffer: Grand Hotel Europa

Piper Verlag, 2022, € 14

 

Nach einer gescheiterten Liebesbeziehung mit der rasanten Italienerin Clio zieht sich der Autor in das altehrwürdige Grand Hotel Europa zurück und trifft dort auf die anderen Gäste und Ihre Geschichten: vom Majordomus des Hotels, vom geflüchteten Pagen, von den scheinbar aus der Zeit gefallenen Gästen, sowie neureichen Familien. Parallel dazu rekapituliert er die gemeinsame Zeit mit Clio.

Im Grunde dreht sich aber alles um Europa, um die aktuellen Themen, die uns unter den Nägeln brennen bzw. brennen sollten. In Geschichten verpackt präsentiert der Autor sie auf nonchalante und unterhaltsame Weise, die jedoch nicht an ihrer Ernsthaftigkeit zweifeln lassen. Bleibt für unseren alten Kontinent wirklich nur der Tourismus als Zukunftsperspektive, mit all seinen Auswüchsen, Unwägbarkeiten und Risiken? Es ist ein Roman über unsere europäische Identität und die Nostalgie am Ende einer Ära. „Nach der Lektüre ist man stolz auf diesen Kontinent, aber auch ein bisschen besorgt, wie es weitergehen wird mit diesem Europa.“ SZ. Dem kann ich mich nur anschließen. Ameli Bischoff

Ayelet Gundar-Goshen: Wo der Wolf lauert

Kein & Aber Verlag, 2021, TB, € 15

 

"Was tun, wenn das eigene Kind in der Schule gemobbt wird? Und wenn sein Peiniger auf einer Party plötzlich tot zusammenbricht? Und man kurz davor beobachtet hat, wie der Sohn mit dem Chemiebaukasten hantiert? Juden und Schwarze, zwei Minderheiten, die noch in den 60er Jahren Seite an Seite in der Bürgerrechtsbewegung gekämpft haben, geraten zunehmend in den Sog gegenseitiger Vorurteile. Ein unglaublich packender Roman vor dem Hintergrund aktueller ethnisch-religiöser Spannungen in den USA." Michaela Kube

 

Tove Ditlevsen: Kindheit

Aufbau Verlag, 2021, TB, € 12

 

"Kindheit" ist der erste Band der Kopenhagen Trilogie von Tove Ditlevsen und die Wiederentdeckung einer außergewöhnlichen Autorin. Wie keine andere vor ihr beschreibt sie ihr Leben mit schonungsloser Offenheit, mit genauem Blick, ohne je larmoyant zu sein.

 

Sie wächst in den 1920er Jahre in einfachen Verhältnissen in Kopenhagen auf; die Mutter ist unnahbar, der Vater verliert seine Arbeit als Heizer und Essen ist meist knapp. Schon früh lernt die kleine Tove die dunklen Seiten der Stadt kennen, die Kneipen mit den Betrunkenen, Prostitution, Kleinkrimilaität - sie muss schnell erwachsen werden.

 

Doch eigentlich interessiert sie sich nur für Bücher, will unbedingt Schriftstellerin werden und dafür setzt sie alles in Bewegung. Ein fessendes Buch, das einen mitnimmt in eine andere Welt, die einem dann doch sehr bekannt vorkommt. Ameli Bischoff

Monika Helfer: Vati

dtv, 2022, € 11

 

Wie schon in ihrem vorherigen Roman Die Bagage beschäftigt sich Monika Helfer mit ihrer Familiengeschichte, diesmal mit dem Leben ihres Vaters. Der kam mit Beinprothese aus dem Krieg zurück und leitete sinnigerweise ein Versehrtenheim in den Bergen oberhalb von Bregenz. Ein feingeistiger Mann, der Bücher über alles liebte, aber tat was notwenig war.

 

Es ist aber auch ein Roman über seine Zeit und die Verhältnisse in der Nachkriegszeit, mit den Altlasten aus dem Krieg, aber auch der Aufbruchsstimmung danach. Und es ist ein Buch vom Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen, das aber auch die liebevollen Momente nicht auslässt. Ameli Bischoff

Benedict Wells: Hard Land

Diogenes Verlag, 2021, € 24

 

Dieser Roman ist die Geschichte eines Sommers Mitte der 80er Jahre in einem Kaff in Missouri, die Geschichte einer ersten Liebe und eines großen Verlustes. Und es ist eine Homage an die Coming-of-age-Filme dieses Jahrzehnts, wie Breakfast Club oder Stand by me.

 

Um den häuslichen Problemen zu entgehen jobbt Sam den Sommer über im örtlichen Kino, wo er auf eine eingeschworene Freundes Clique stößt. Alle stehen nach dem Highschool Abschluss vor mehr oder weniger großen Entscheidungen und manchen nimmt das Schicksal die Entscheidung ab.

 

Was diesen Roman so einzigartig macht ist das Gespür des Autors für die Gefühlswelten seiner Protagonisten und die Empathie mit der er uns an ihrem Schicksal teilhaben lässt. Ameli Bischoff

 

Marco Balzano: Ich bleibe hier

Diogenes Taschenbücher, 2022, € 13

 

Ein Dorf am Reschenpass zwischen Österreich und Italien, zerrissen, zerrieben zwischen den Fronten, mal deutschsprachig, mal italienisch, aber gerade deswegen so eng mit der Heimat und den Traditionen verbunden. Trina die Dorfschullehrerin hat sie kommen und gehen sehen, doch als die Italiener ihr den Unterricht in Deutsch untersagen geht sie im wahrsten Sinne des Wortes in den Untergrund. Und dann ist da noch das Damoklesschwert des Staudamms. Ein Buch über einfache Leute, die stoisch ihr Leben leben, aber auch über Mut und Widerstand, wenn es um ihre Identität geht. Ein archaisches Buch. Ameli Bischoff

Gesulino Némus: Die Theolöogie des Wildschweins

Eisele Verlag, 2021, € 16

 

Wenn wir schon nicht selbst reisen dürfen, so ist dieser Krimi die beste Alternative, um in die Fremde zu schweifen.

In einem Bergdorf wird ein Einwohner  vermisst und wenig später tot aufgefunden. Carabinieri De Stefano, ein Außenstehender aus dem Piemont ausgerechnet, soll diesen Mord in der verschworenen Dorfgemeinschaft aufklären. Dies geht nur mit  Hilfe des Dorfpfarrers Don Cossu, ähnlich durchsetzungsfähig wie sein Kollege aus der Poebene, Don Camillo. Es folgen jede Menge sardische Gerüche, Geschmäcker, Eindrücke und Wildschweinjagden, an deren Ende eine Überraschnung wartet und ein mit seinem sardischen Exil versöhnten Commisario. Sehr vergnüglich. Ameli Bischoff

Bernadine Evaristo: Mädchen, Frau, etc.

btb, 2022, € 12

 

Im Zentrum dieses vor allem in London spielenden Romans stehen zwölf sehr unterschiedliche Frauen, Frauen verschiedenen Alters, verschiedener geografischer und sozialer Herkunft, Frauen verschiedener Hautfarbe, Frauen verschiedener sexueller Orientierung. Die meisten davon sind schwarze Frauen der afrobritischen Community.

Wenn Sie jetzt argwöhnen, „Oh je, hier wird brav eine identitätspolitische Vorgabe nach der anderen abgearbeitet „ liegen Sie falsch.

Und wenn Sie irgendwo gelesen haben, dass Evaristo in ihrem Roman weitgehend auf Satzzeichen verzichtet, und nun befürchten, es mit mit einem unlesbaren Avantgarde-Text zu tun zu bekommen: Don‘t worry.

Es erwartet Sie schlicht und einfach ein mit Witz und Tempo geschriebener Roman, in dem Sie eine Lebensrealität von britischen Frauen kennenlernen, wie sie Ihnen  bis jetzt in der Literatur wahrscheinlich nur dann und wann begegnet ist. Michaela Kube

Christiane Rittershausen: Mari, Mädchen aus dem Meer, Das Schildkröten-Orakel

Magellan, 2020, Euro 14,- ab 9 Jahre

 

Was braucht es zu einem fantasievollen und spannenden Kinderbuch? Zwillingsgeschwister, eine sprechende Schildkröte, ein Mädchen aus dem Meer, witzige Dialoge, abenteuerliche Rettungsaktionen. Ich verspreche ein wahres Lesevergnügen für 9-11-jährige! Dorothee Luther

 

Fabio Geda: Ein Sonntag mit Elena

HanserBlau Verlag, 2020, TB, € 10

 

Einst baute er Brücken in aller Welt, heute lebt einsam in seiner Mailänder Wohnung. Die Ehefrau ist tot, der Kontakt zu seinen Kindern eher sporadisch und nicht unkompliziert. Eines Sonntags kocht er, nach den Rezepten seiner Frau, ein opulentes Mittagessen für seine Familie, doch alle sagen in letzter Minute ab. Da lädt er kurzerhand die alleinerziehende Mutter Elena und ihren halbwüchsigen Sohn ein. Die Gespräche fließen dahin, Wunden werden aufgezeigt und geschlossen – so reichhaltig und bekömmlich wie ein italienisches Mittagessen. Ameli Bischoff

Lou Beauchesne, Kate Chappell: Anton das Bison

Carlsen Verlag, 2020, 9 €, 4 – 7 Jahre

 

Ein frisch erschienener Jetzt-schon-Klassiker, der in jede private Kinderbibliothek gehört! So entzückend, herzzerreißend und ziemlich gegen den Strom spielt sich die Geschichte von dem kleinen Bison ab, das eigentlich ein gezeichnetes ist und eines Tages aus seinem angestammten Buch herausfällt. Jetzt sitzt Anton durch einen blöden Zufall verlassen in einer öffentlichen Bücherei und weiß nicht mehr, wie er zu seinem liebsten Freund Louis, dem kleinen Besitzer des Buchs, zurückkehren kann. Aber immerhin will die Bibliothekarin, die das Zottelwesen entdeckt, ihm helfen. Schaffen die beiden Freunde es, am Ende dieser Odyssee wieder zusammen zu finden? Und während man das (vor)liest, verdrückt man schon die eine oder andere Rührungsträne, kichert man über über die herrlichen Haken, die dieses Buch in seinem feinen Text und seinen supernetten Zeichnungen, schlägt. Katja Nele Bode

Uta Seeburg, Der falsche Preuße

Harper Collins, 2020, € 12

 

Wir befinden uns im Jahr 1894.  Der preußische Offizier Wilhelm von Gryszinski ist nach München berufen worden, um eine kriminalistische Abteilung im  Gendarmeriekorps des Königreich Bayerns aufzubauen.  Es werden nicht nur die Trambahnen  von Pferden gezogen, auch die Kriminalstik steckt noch in den Kinderschuhen. Wer nun Angst vor Langeweile hat, der irrt: Gryszinski sieht sich als Pionier der modernen Kriminalistik und kann dies an seiner ersten Leiche in den Isarauen beweisen. Spurensicherung am Tatort, Fingerabdrücken  und Obduktion werden so anschaulich beschrieben, dass wir die sonst übliche Action nicht vermissen. So viel sei noch gesagt: das Mordopfer ist Bierbeschauer, die Ermittlungen führen zu einem exzentrischen Unternehmerehepaar und ein Duell im Morgengrauen geben dem sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Krimi die letzte Würze. Dorothee Luther

Bejamin Myers: Offene See

DuMont Verlag, 2020, € 12

 

Dem jungen Robert ist ein Leben als Bergarbeiter vorbestimmt, wie allen in seiner Familie. Doch er liebt die Natur und entflieht der Enge seiner Bergarbeiterheimat im Norden Englands. Zu Fuß landet in einem kleinen Ort am Meer – Weite und Freiheit für ihn. Dort nimmt ihn die ältere Dulcie unter ihre Fittiche. Einer Frau wie Dulcie ist er noch nie begegnet: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion. Sie eröffnet ihm eine völlig neue Welt. Doch als er auf ein Geheimnis stößt macht Dulcie zu. Ein schönes, wie bewegendes Buch. Ameli Bischoff

Kristof Magnusson: Ein Mann der Kunst

Kunstmann Verlag, 2020, € 22

 

Kunstbegeisterte Unternehmersgattin mit viel Geld, ein junger Kunsthistoriker mit viel Idealismus und ein gealterter Malerfürst mit viel Wut auf den schnöden Kommerz, zu dem die hehre Kunst verkommen ist: Aus diesen Zutaten strickt Magnusson eine überaus amüsante Satire auf den Kunstbetrieb, ohne seine Charaktere der Lächerlichkeit preiszugeben. Hurz mit liebevollem Augenzwinkern. Michaela Kube

Maggie O`Farell: Judith und Hamnet

Piper Verlag, 2021, € 12

 

Ein ergreifender Roman über Shakespeare als Ehemann und Vater - und wie aus Leben und Leiden große Literatur entsteht.

Auch im Mittelalter stand hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau und so nimmt Agnes den jüngeren Lateinlehrer an ihre Hand und als Mann. Sie lässt ihn, trotz der gemeinsamen Kinder Judith und Hamnet und trotz finanzieller, wie familiärer Schwierigkeiten sein Leben in London leben. Doch dann kommt die Pest und mit ihr das Leid. Am Ende steht Shakespeares größtes Theaterstück Hamlet. Ein eindringliches Zeitgemälde mit einer starken Frau im Mittelpunkt. Ameli Bischoff

Charlotte Wood: Ein Wochenende

Kein & Aber, 2020, € 22

 

Dieses Buch ist ein Glücksfall. Weil ich schon lange kein Buch mehr über vier Frauen gelesen haben, das auf magnetische Art so unterhaltsam, aber gleichzeitig unglaublich präzise im Beobachten menschlicher Untiefen ist. Der Plot – drei Freundinnen müssen nach dem Tod der vierten im Bunde deren kleines Wochenendhaus entrümpeln… Das anstrengende Treffen (man ist nicht mehr jung!) wird nicht nur angefüllt sein mit flirrender Nostalgie und wehmütigem Rückblick, sondern das Trio erkennt auch, wie schlecht es ohne die Verstorbene funktioniert. Was diesen Geheimtipp so stark macht: Es seziert wirklich gnadenlos die Schrullen, Egoismen und Versäumnisse eines langen Lebens, aber es schaut mit großer Zärtlichkeit auf die Unvollkommenheit des Daseins. Man liest es in einem weg und muss dauernd beim Lesen rufen: Verdammt, genau so ist es! Katja Nele Bode

Elke Heidenreich: Männer in Kamelhaarmänteln

Hanser Verlag, 2020, € 22

 

Das pure Lesevergnügen - eine Sammlung von Kurzgeschichten rund ums Thema Kleidung, kurzweilig, intelligent, teils urkomisch. Elke Heidenreich plaudert aus ihrem Leben und Nähkästchen - alleine die Titel gebende Geschichte über ihren treulosen Vater im besagten Kamelhaarmantel ist das Buch wert. Für alle, die gut unterhalten werden wollen. Ameli Bischoff

Mercedes Spannagel: Das Palais muss brennen

Kiepenheuer&Witch, 2020, € 18

 

"Das Palais muss brennen" ist Romandebüt und grandioses Feuerwerk einer jungen österreichischen Autorin. Die Protagonistin Luise und ihr Mops Marx führen uns mit viel Sprachwitz durch das dekadente Elternhaus und die Straßen von Wien. Widerstand ist angesagt, und das mit viel Einfallsreichtum und Chuzpe. Die eigene Mutter, rechtskonservative Bundespräsidentin, soll als Kopf der rechten korrupten Elite enttarnt werden. Mit von der Partie sind Freundin Lili, der Geliebte Jo, sowie der Sohn eines bekennenden Rechten.  Wahnsinnig schräg. Dorothee Luther

 

Katja Oskamp: Marzahn mon Amour – Geschichte einer Fußpflegerin

Hanser Verlag, 2020, € 10, TB

 

Katja Oskamp ist Mitte 40, die Kinder sind aus dem Haus und ihre schriftstellerischen Ambitionen wenig aussichtsreich, als sie beschließt Fußpflegerin zu werden.Ihr Betätigungsfeld: Marzahn, Hochburg der DDR Plattenbausiedlungen. Was sie dort erfährt und aufschreibt ist umwerfend komisch, aber auch anrührend zugleich. Auch als Hörbuch, von der Autorin selbst gelesen, zu empfehlen - vor allem für die, die der Mundart nicht mächtig sind ;)Ameli Bischoff

 

Lori Gottlieb: Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden

Hanser Verlag, 2020, € 25

 

Wenn Lori Gottlieb die Tür aufmacht, nimmt das Leben bei ihr Platz. Es kommen rein: Narzissmus der übelsten Sorte, Krebs im Endstadium, feste Selbstmordabsichten oder unendlich graue Entschlusslosigkeit. Sie setzt sich dann in ihren Therapeutenstuhl, hört zu und ermahnt sich zur Empathie. Denn sie hat gelernt: Jeder, absolut jeder Mensch, und sei er noch so ein Kotzbrocken, noch so beratungsresistent, noch so schwarzmalerisch, hat einen guten Kern. Die Psychologin, die Medizin studierte und erst als Journalistin arbeitete, legt mit ihrem Buch, das einem auf seinen 500 Seiten ans Herz wächst wie eine geniale Freundin, eine Art Thriller der beschädigten Herzen vor. Einen Thriller mit Happy End! Weil sie von Menschen erzählt, die es schaffen, sich ihrem Schmerz zu stellen und ganz langsam aus ihrem Jammertal heraus zu klettern. Und von sich selbst: Gottlieb wurde kurz vor der Hochzeit von ihrem Freund verlassen und kapiert erst nach acht langen Monaten Selbstmitleid, es war der falsche Mann! Wer dieses Memoir gelesen hat, rüttelt danach heftig und himmelhochjauchzend an seiner persönlichen Gefängnistür! Katja Nele BodeLeben und Arbeiten einer amerikanischen Psychotherapeuthin und man erfährt alles über die menschliche Schlagseite und warum wir es , verdammt nochmal, nicht aus unseren ewigen Mustern schaffen - oder vielleicht doch? Katja Bode

Nick Hornby: Keiner hat gesagt, du sollst ausziehen

Kiepenheuer&Witsch, 2020, € 18

 

Mit seinem unvergleichlichen Humor und seinem Blick für sympathische Antihelden zeigt uns Nick Hornby ein ganz normales Ehepaar und die komischen Seiten einer Ehekrise. Louise 40, Ärztin, und Tom, 44, arbeitsloser Musikjournalist, machen eine Paartherapie, auf Louises Initivative – sie hatte ein Verhältnis und plagt sich mit einem schlechten Gewissen. Tom zieht während der Therapie aus der gemeinsamen Wohnung in ein besetzes Haus. Vor den Sitzungen treffen sich die beiden im Pub, um das durchzusprechen, was die Sitzungen zu Tage fördern. Wie Luise und Tom die Stärken und Schwächen des anderen angriffslustig herausarbeiten, zeugt vor allem von Nähe und Vertrautheit….Michaela Kube

Patrik Svensson: Das Evangelium der Aale

dtv 2022, 12,90 Euro

 

Völlig egal, ob Sie sich jemals über den Aal Gedanken gemacht haben, ob Sie angeln, sich für die Unterwasserwelt begeistern oder mit all dem wenig anfangen können: dieses Buch wird Sie begeistern:  Es gibt kaum ein Lebewesen, das im Lauf der Jahrhunderte  Gegenstand so vieler  Rituale, Mythen und Geschichten geworden ist wie der Aal. In einer ruhigen , klaren und sinnlichen Sprache beschreibt der Autor die Metamorphosen des Aals und die damit zusammenhängenden philosphischen, wissenschaftlichen, religiösen und biologischen Erkenntnisse. Atemberaubend und wunderschön zu lesen.  Das gemeinsame Angeln von Kindesbeinen an mit dem Vater gibt dem Sachbuch einen besonderen Rahmen und macht es umso lesenswerter. Dorothee Luther

Markus Orths: Picknick im Dunkeln

Hanser Verlag, 2020, € 22

 

Treffen sich Stan Laurel und Thomas von Aquin im Dunkeln ...

Eine unglaubliche Begegnung, die den Bogen über siebenhundert Jahre Weltgeschichte spannt: zwei Männer treffen sich in vollkommener Finsternis. Sie wollen ans Licht, tasten sich voran, führen irrwitzige Gespräche und teilen Erinnerungen an zwei unterschiedliche Leben. Der begnadete Komiker trifft auf den großen Denker des Mittelalters. Warum hier, Warum jetzt? Warum gerade sie beide? Genau das müssen sie herausfinden, um ans Licht zu gelangen. Picknick im Dunkeln ist eine aufregende philosophische Reise, eine urkomische und todernste Geschichte über die Fragen des Lebens. Ameli Bischoff

Olga Tokarczuk: Gesang der Fledermäuse
Kampa
13,00 €


Dieses Buch der letztjährigen Literaturnobelpreisträgerin, bereits 2009 erschienen, ist grandios. Eine Achterbahn der Gefühle, hochspannend, bisweilen verstörend, aber auch schräg und lustig, mit einer hinreißenden Protagonistin.
Lassen Sie sich überraschen, es lohnt sich! Dorothee Luther

Sasa Stanisic: Herkunft
Luchterhand, 2020, TB, 12,00 €


Das muss man erst einmal schaffen, so hin- und herzupendeln zwischen Roman, Autobiografie und Essay, ohne dass der Text zerfällt!

Lassen Sie sich von Stanisic mitnehmen auf seine Erinnerungsstreifzüge durch seine bosnische Kindheit, lernen Sie seine mit großer Zuneigung geschilderte Großmutter kennen, begleiten Sie ihn dabei, wie er als Migrant in Deutschland Fuß fasst. Dorothee Luther

Amor Towles: Ein Gentleman in Moskau

Ullstein TB, 2018, € 12

 

Moskau, 1922. Graf Rostov, ein gebildeter und weltgewandter Adeliger steht vor dem Soviet Tribunal. Er wird verschont, aber sollte er je sein Hotel verlassen, ist er ein toter Mann. All seiner Privilegien beraubt, findet er, nach anfänglicher Verzweiflung, seinen neuen Platz im Leben, Zufriedenheit und wächst am Ende über sich hinaus.

Ein leiser Roman, der den Leser sog artig in die Welt des Grafen zieht und hoffnungsfroh entlässt. Ein Roman, wie er nicht besser in unsere Zeit passen könnte. Ameli Bischoff

Gabriele Tergit: Effingers

Schöffling, 2020, TB, € 14,00

 

»Effingers« ist ein großartiger Familienroman dreier deutsch-jüdischer Familien, gleichzeitig ein politischer Zeitroman von 1878 bis 1948.

Die Autorin, Gerichtsreporterin und Feuilletonistin in der Weimarer Republik,  musste 1933 vor den Nazis fliehen. Entstanden ist ihr Werk in den 30er und 40er Jahren.   

Die Geschichte der Familie Effinger beginnt mit einem Brief des 17-jährigen Lehrlings Paul Effinger, sie endet mit dem Abschiedsbrief des nunmehr 80-Jährigen kurz vor seiner Deportation. Dazwischen treffen wir selbstbewusste, sozial engagierte, patriotische Bürger, Patriarchen ebenso wie starke uns selbstständige Frauen. Tergit schreibt mal bitter und sarkastisch, nie lamentös, mit viel Witz und Mitgefühl. Ameli Bischoff

Marie Brunnthaler: Wolf

Eisele Verlag, 2020, TB , 11 €

 

Ein Heimatroman im besten Sinne, archaisch, poetisch, fesselnd.

 

In einem Dorf im Schwarzwald wird 1820 ein verwilderter Knabe aufgefunden, niemand weiß woher er kommt. Man gibt den Halbwüchsigen einer Bauernfamilie in Obhut. Er ist anmutig und schön, will nicht so recht in die Umgebung passen und er besitzt erstaunliche Kenntnisse in der Naturheilkunde. Mehr und mehr Dorfbewohner scheinen dem wundersamen Charme Gabriels zu erliegen und auch im Kloster macht man sich seine Gedanken. Als sich dann die Bäuerin in Gabriel verliebt, spitzen sich die Ereignisse zu. Und die Frage die alle umtreibt ist: Wer ist dieser Fremde, wo kommt er her und was führt er im Schilde? Ameli Bischoff

Wolf Haas: Junger Mann

Hoffmann und Campe, 2020, TB, € 14,00

 

In seinem neuen Roman „Junger Mann“ nimmt uns Wolf Haas mit in seine Jugendjahre:

 

Der Ich- Erzähler, ein übergewichtiger und immer ums rechte Wort verlegener Internatsschüler, arbeitet in den Sommerferien an der Tankstelle und verliebt sich dort Hals über Kopf in die Dorfschönheit Elsa.

Leider die falsche Liga, denn Elsa ist zu alt für ihn, zu schön für ihn und außerdem verheiratet. Und zwar mit Tscho, dem coolsten LKW-Fahrer der Welt.

 

Doch der junge Mann verordnet sich eine strikte Diät und findet Mittel und Wege, sich der Angebeteten zu nähern. Und dann lädt der Tscho ihn ein, ihn auf seiner LKW-Tour nach Griechenland zu begleiten, und alles kommt ganz anders als gedacht…

 

Lakonischer Humor, filmreife Dialoge: ein Haas, wie er leibt und lebt! Michaela Kube

Dave Eggers: Der Mönch von Mokka

KiWi Taschenbuch, 2020, € 12, TB

 

Der 24-jährige Mokthar, als Kind aus dem Jemen nach San Francisco eingewandert, lebt in den Tag hinein. Durch Zufall erfährt von der uralten Kaffeetradition seines Heimatlandes. An diese Tradition will er anknüpfen, lernt alles über Kaffee - und wir mit ihm - macht sich auf in den Jemen um diesen besonderen Kaffee zu fairen Bedingungen und Preisen anzubauen. Der Jemen ist nicht gerade das geeignetste Land für ein Start-Up, aber er trotz den Widrigkeiten und den saudischen Bomben. Seine Firma "Port of Mokha" produziert heute einen der besten Kaffees der Welt.

Eine wahre und unglaubliche Geschichte, unterhaltsam und lehrreich erzählt, ein Lesevergnügen. Ameli Bischoff

Prof. Shane O`Mara: Das Glück vom Gehen

Rowolt Verlag, 2021, € 12, TB

 

Unser tollstes Sachbuch im Moment ist „Das Glück des Gehens“. Ist gerade herausgekommen. Geschrieben hat es der irische Neurowissenschaftler Shane O’Mara. Darin schlüsselt er ganz wunderbar und richtig fesselnd auf, wie wichtig, lebensverändernd und schön es ist, ja, zu gehen. Nicht zu sitzen, nicht in sich zu versinken, sondern ganz schlicht Schritt für Schritt zu machen. Draußen, im Wohnzimmer, irgendwo. Eben auch ein wunderbares Buch in der Krise. Übrigens: Wer geht, kann tausend mal besser denken. Erwiesen! Katja Bode

Dana von Suffrin: Otto
Kiepenheuer & Witsch, 2021, TB

11,00 €

In den 80er Jahren schrieb der englische Komiker John Cleese zusammen mit einem Psychiater den Ratgeber "Families and how to survive them". Wir wissen nicht mehr, ob dort dazu geraten wurde, sich alles in der Familie Erlebte einfach von der Seele zu schreiben, wir wissen auch nicht, ob Dana von Suffrin diesen Ratgeber gelesen hat, und am allerwenigsten wissen wir, wie stark ihr Romanerstling "Otto" autobiografisch gefärbt ist.

Wir wissen nur eins: Freunde und Freundinnen des tiefschwarzen Humors dürfen sich diese absolut schräge Familiengeschichte um einen siebenbürgisch-jüdischen Patriarchen auf keinen Fall entgehen lassen. Und das Olympiadorf und Trudering kommen auch vor - wenn das keine Argumente sind!

Ursula März: Tante Martl

Piper Verlag, € 10,00, 2020, TB

 

In ihrem ersten Roman erzählt Literaturkritikerin Ursula März mit Empathie von ihrer Patentante, einer resoluten, manchmal ruppigen alleinstehenden Dame, die als Lehrerin ihr eigenes Geld verdiente, ein Auto hatte und alleine in den Urlaub fuhr, alles Dinge, die in der BRD der 50er und 60er Jahre nicht an der Tagesordnung waren.
Und doch ist es Tante Martl, die bei aller Selbstständigkeit nie das Elternhaus verlässt, sie ist es, die später in großen Teilen die Eltern pflegt und auch nach deren Tod kein neues Kapitel aufschlägt...
Ein Frauenschicksal in einer Zeit, in der die Wahlmöglichkeiten gering waren: Entweder mehr oder weniger entmündigte Hausfrau und Mutter oder kinderlose Ledige, der der Ruch des Mannweibs anhaftet..
Eine liebevolle Hommage an eine nahe Verwandte.
 

Wolfgang Schorlau/Claudio Caiolo:

Der freie Hund

Kiepenheuer&Witsch 2020, 16 Euro

 

Wir kennen Schorlau als investigativen Krimi-Autor. Seine brisanten Themen, angefangen von der Treuhand bis hin zu der rechten Szene des 21. Jahrhunderts halten uns seit vielen Jahren in Atem. Und immer ist Verlaß auf seine gründliche Recherche. Im Duo mit seinem italienischen Schriftstellerkollegen Caiolo ist ein packender Krimi entstanden, der ebenso an Aktualität nicht zu wünschen übrig läßt. Tatort Venedig, Thema Kreuzfahrt, Politik und Mafia. Lassen Sie sich überraschen! Katja Bode

 

Jonathan Coe: Middle England

Foilio Verlag, 2020, € 25

 

Das Buch zum Brexit.Rund um den Familien-und Freundeskreis von Ben Trotter verfolgt Jonthans Coes klug-ironische Komödie wie es dazu kommen konnte. Seine Nichte fürchtet, dass ihr Mann ebenso fremdenfeindlich sein könnte, wie seine Mutter unter ihrem Mantel englischer Steifheit. Freund Doug, Journalist und Labour Anhänger, schämt sich für sein Leben im reichen Chelsea, dass sich kaum noch jemand leisten kann. In den vermeintlich idyllischen Midlands kommt eine bizarre Sehnsucht nach Englishness mit seinen festen Werten und Traditionen auf und zieht eine tiefe Kluft durch alle menschlichen Beziehungen. Ab wann lief alles schief? Dieser fein geponnene,unterhaltsame Roman blickt tief in die Seele des englischen Wesens. Ameli Bischoff

Barbara Cantini: Mortina. Ein Mädchen voller Überraschungen

dtv junior, ab 5 Jahren

10,95 €

 

Ja, Glitzer und rosa Tüllröckchen wird man bei Mortina vergebens suchen, denn: Sie ist ein kleines Zombiemädchen und lebt mit ihrer Tante und ihrem geliebten Hund Mesto in einem großen Schloss, wo die Treppen quietschen, die Spinnweben in der Luft hängen und die Bilder an der Wand manchmal zu sprechen anfangen. Soweit also alles in Ordnung, nur dass ihre Tante ihr jeden Kontakt zu den Kindern im nahe gelegenen Dorf verbietet, macht Mortina zu schaffen. Nichts wünscht sie sich mehr als Freunde zum Spielen. An Halloween sieht Mortina endlich ihre Chance: Da ja alle gruselig verkleidet sind, wird sie schon nicht weiter auffallen, hofft sie, und schleicht sich heimlich aus dem Schloss....

Eine Gruselgeschichte zum Totlachen für Mädchen und Buben ab 5 Jahren, witzig und mit Liebe zum Detail illustriert von der Autorin höchstpersönlich.

Und, weil Kinder Reihen lieben: Im Februar 2020 wird der zweite Band mit dem sympathischen Zombiemädchen erscheinen!

George Eliot: Middle March

DTV, € 14,90

 

George Eliot hieß eigentlich Mary Anne Evans, gab sich aber, weil die Zeiten es so wollten, ein männliches Pseudonym. Darunter schrieb sie einen der wichtigsten englischen Romane überhaupt. Im Rückblick gilt die kluge, liberale und selbstbewusste Schriftstellerin als die Chronistin des viktorianischen Zeitalters. Ihr großer Roman, der sich mit dem Leben in einer englischen Kleinstadt um 1830, zu Beginn der Industrialisierung, befasst, kreist vor allem um die junge, schwärmerische Dorothea Brooke, die sich nach einem Wissen über die Welt sehnt, so wie es den Männern erlaubt ist. In ihrem Überschwang heiratet sie einen älteren Gelehrten, auf der Suche nach Inspiration. Eine verhängnisvolle Wahl... Auch die anderen Bewohner von Middlemarch ringen in ihrem Leben um Liebe, Erfüllung und das Recht auf Anerkennung. Ein wunderbar geschriebener Klassiker, aus einer Zeit, als Frauen offiziell noch nicht denken durften. Und ein Must der Weltliteratur! In Neuübersetzung gerade erschienen.

Arthur Dziuk, Das Ting

DTV 2019, € 10,90

 

Zukunftvision, Thriller, Geschichte übers Erwachsen werden - von allem etwas.

 

In Berlin finden sich vier, sehr unterschiedliche, junge Visionäre und gründen ein Start-Up: Grundlage ist Das Ting - eine App, die körperbezogene Daten seiner Nutzer sammelt, auswertet und aufgrund dessen Handlungs- und Entscheidungsempfehlungen gibt.

Die App überzeugt, doch sie hat noch Kinderkrankheiten. Linus, Ideengeber und Mastermind des Ting macht sich an die Optimierung der App, die sein Leben und das künftiger User leichter machen soll. Um neue Investoren für die Firma zu gewinnen, sind er und sein Team bald gezwungen, sich auf ein gefährliches Spiel einzulassen: Sie verpflichten sich vertraglich, künftig unter allen Umständen jeder Empfehlung des Ting zu gehorchen - mit verheerenden Folgen.

 

Lea Singer

Der Klavierschüler

dtv Verlag, € 11,00

 

1986 verhindern ein paar Minuten Musik einen Selbstmord. Ein Barpianist lotst den Mann, den Schumanns Träumerei rettete, auf eine Reise

in die Vergangenheit - zu dem angstvoll gehüteten Geheimnis eines Jahrhundertpianisten.

 

1937 hatte Vladimir Horowitz in der Schweiz eine Affäre begonnen, mit der er seine ganze Karriere und seine Ehe mit Toscaninis Tochter aufs Spiel setzte. Vor sieben Jahren stieß Lea Singer auf brisante unveröffentlichte Briefe von Vladimir Horowitz an einen jungen Schweizer namens Nico Kaufmann.

Der begabte Sohn aus gutbürgerlichem Haus wurde 1937 sein erster Klavierschüler und sein Geliebter. Als Jude verfolgt, war Horowitz Ende der dreißiger Jahre zum Aufbruch ins Exil gezwungen. Ein Trauma, aber auch die Chance, sein Leben zu ändern, sich endlich zu sich selbst zu bekennen.

Fünfzig Jahre später erzählt Nico Kaufmann, zu einem Barpianisten herabgesunken, einem Unbekannten von dieser Liebe und ihren nächtlichen Seiten. Er führt den Fremden zu den Luxushotels, in denen Horowitz mit ihm zwei Jahre lang seine Leidenschaft im Verborgenen lebte, und immer näher heran an die brennenden Fragen: Wie viel Mut fordert die Liebe? Und was geschieht mit dem, der seine Sehnsucht verleugnet?

Ein packendes Buch über eine unmögliche Liebe in unmöglichen Zeiten, den Kampf eines Genies mit seinen "Dämonen" und die Macht der Musik.

Franz Hohler: An liebsten aß der Hamster Hugo Spaghetti mit Tomatensugo, Tiergedichte

Hanser Verlag, € 14,00

 

Heute sind wir faul und lassen einfach einen Text für sich sprechen: Endlich ist wieder ein neuer Band mit superwitzigen Kindergedichten von Franz Hohler erschienen, z. B.:

 

Ein großer grauer Wolf

Der spielte gerne Golf.

 

Das tat er noch und noch

Und traf doch nie ein Loch.

 

Er sagte: "Mir egal-

Spaß macht es allemal."

Recht hat er, der Wolf.…

 

 

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